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Energieperformance-Garantie: Herausforderungen und Perspektiven

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12 März 2015 - Nachhaltigkeit - Frankreich

Am 6. März 2015 fanden sich über hundert Teilnehmer zur ersten „Out of the Box“-Matinee des Lehrstuhls für Ökodesign in den Räumen des Inkubators „Construction & Energies“ ein. Zentrales Thema der Veranstaltung auf Initiative von VINCI und ParisTech war die Energieperformance-Garantie für Gebäude.

Mit dieser ersten Ausgabe von „Out of the Box“ startet der Lehrstuhl für Ökodesign eine neue Veranstaltungsreihe unter dem Motto „Open Innovation“ für den Austausch zwischen Stakeholdern aus den Bereichen Forschung, Industrie und Start-up-Unternehmen.

Diese erste Matinee war der „Energieperformance-Garantie“ gewidmet – ein Konzept, das für den Leistungserbringer die Verpflichtung beinhaltet, vorab festgelegte Energieeffizienz-Ziele zu erreichen. Dabei lassen sich für Frankreich folgende Spielarten unterscheiden:
- die Garantie de Performance Énergétique Intrinsèque (GPEI), die in der Planungs- und Bauphase ausgearbeitet wird;
- und die Garantie de Résultats Énergétiques sur l’Usage (GRE), die unter Zugrundelegung des Nutzerverhaltens vom Betreiber eines Gebäudes festgelegt wird.

Die Notwendigkeit einer „Grünheitsgarantie“ – Ansichten und Einsichten

Christian CAYE, Nachhaltigkeitsbeauftragter von VINCI, und Maxime TROCMÉ, der bei VINCI den Themenbereich Umwelt & Wissenschaft verantwortet, betonten in ihrem einleitenden Beitrag die Notwendigkeit von Offenheit, Dialog und Wissensverbreitung in einer sich verändernden Welt. Genau auf diesem Postulat beruht der 2008 gegründete „Lehrstuhl für Ökodesign“, eine gemeinsame Wissenschaftssponsoring-Initiative von VINCI und ParisTech.
Es folgten mehrere Redner mit verschiedenen Herangehensweisen an die Problematik der Energieperformance-Garantie.

Alain GRANDJEAN, Wirtschaftswissenschaftler und Gründungsgesellschafter des Consulting-Unternehmens Carbone 4, wurde im März 2015 vom französischen Staatspräsidenten zum Berater der Regierung in Bezug auf innovative Investitionen für den Klimaschutz berufen. Er konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die finanziellen Aspekte der Energieperformance-Garantie. Wenn die Energiewende heute für die politischen Entscheidungsträger einen Imperativ darstellt, muss der Finanzsektor sich nach Auffassung von Alain GRANDJEAN auf ein Zertifizierungskonzept stützen können, um die Rendite und die Beherrschung der Risiken abzusichern. Zuverlässige Messinstrumente werden es ermöglichen, die Energieperformance, d.h. die „grüne“ Qualität von Investitionen in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro zu garantieren, die im Rahmen der COP 21 wie auch des Juncker-Plans zur Ankurbelung der europäischen Wirtschaft erwartet werden.

Philippe ROBART und David ERNEST, Leiter Engineering und Innovation bei VINCI Construction France bzw. VINCI Facilities, veranschaulichten die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit des Tandems Erbauer / Betreiber bereits im Vorfeld der Betriebsphase eines Projekts. Wenn es darum geht, den Energieverbrauch zu senken und die Umweltauswirkungen eines Gebäudes möglichst gering zu halten, kommt – das zeigt die Praxis – allen Akteuren des Bausektors eine auf allen Ebenen wirkende gemeinsame Verantwortung zu.

Philippe ROBART präsentierte Blue Fabric – ein Gesamtangebot, in dem die Vision von VINCI Construction in Bezug auf das Thema „Bauen & Nachhaltigkeit“ konkret sichtbar wird. Zentraler Bestandteil dieses Angebots ist die Systematik OXYGEN: VINCI Construction France übernimmt klare Verpflichtungen zur Energieperformance der errichteten Bauwerke. Konkret heißt das: die Performance-Werte der Gebäude und Systeme werden im ersten Nutzungsjahr vor Ort gemessen, um anhand der realen Daten zu überprüfen, dass das Bauwerk sich tatsächlich so verhält, wie angekündigt. Übrigens: VINCI Construction France war das erste Bauunternehmen, das im Rahmen des Plan Bâtiment Durable (Programm für Nachhaltigkeit im Hochbau) die GPEI-Charta (GPIE siehe oben) unterzeichnete.

Der Inhaber des Lehrstuhls für Ökobau, Bruno PEUPORTIER, schließlich präsentierte die einschlägigen Forschungsperspektiven: Während die bisherige Praxis darauf abstellte, vor der Ausführung eines Bauprojekts das erreichbare Performance-Niveau zu bewerten, wird es heute Usus, das Performance-Ziel unter Berücksichtigung gewisser Unsicherheitsfaktoren (Verhalten, Klima) festzulegen, um Risiken besser beherrschen zu können. Bruno PEUPORTIER unterstrich insbesondere die immer engeren Verbindungen zwischen Physik und Soziologie bei der Erstellung von Nutzerverhaltensmodellen.

Die Highlights der Veranstaltung finden Sie in Kürze online auf der Website des Lehrstuhls für Ökobau: http://www.chaire-eco-conception.org/fr/folders/32-academy

Nächster Termin der Veranstaltungsreihe ist der 1. Juni, 17.00-19.00 Uhr in der VINCI-Zentrale in Rueil-Malmaison. Thema: „Mobilität & Ökobau“.