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Das Haus der Louis Vuitton Stiftung – ein höchst komplexes Werk

Illustrationsbild

25 Juni 2014 - Baustellen - Frankreich

Das neue Haus der „Louis Vuitton Stiftung für Kreation“, das je nach Perspektive an eine Wolke, eine Schmetterlingspuppe oder ein Segelschiff erinnert, wird im Herbst 2014 eröffnet werden. Geplant als Hochburg von Kunst und Kultur, stellte das Gebäude aus der Feder des Architekten Franck Gehry eine bisher einmalige technische Herausforderung dar. VINCI zeichnete verantwortlich für die Realisierung des Projekts in Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern wie auch für die Gesamtleitung der Baustelle.

Das Gebäude mit seinen zwölf riesigen gläsernen „Segeln“ setzt die lange Tradition der Glasarchitekturen fort, zu denen beispielsweise der für die Weltausstellung von Paris im Jahr 1900 errichtete Grand Palais gehört. Weitere Vorbilder für den Architekten Frank Gehry waren der Palais d‘Hiver und das Palmarium, zwei im 19. Jahrhundert geschaffene Bauten aus Stahl und Glas im Jardin d‘Acclimatation, damals vielbestaunte Ausflugsziele für die Pariser Bevölkerung.

Es handelt sich um einen „Kunstbau“ im doppelten Sinne, der eine Vielzahl technischer Herausforderungen stellte. VINCI hat dafür als Generalübernehmer sämtliche Ressourcen mobilisiert; dank des koordinierten Zusammenspiels von VINCI Construction France, VINCI Construction Grands Projets und VINCI Energies konnte das in seiner Komplexität einzigartige Projekt gut gemeistert werden.

Das neue Haus der Fondation Louis Vuitton am Rande des Pariser Parkgeländes Jardin d’Acclimatation lässt sich nur schwer beschreiben. Für den Entwurf des Gebäudes, wo ab Herbst 2014 die zeitgenössischen Kunstsammlungen der Stiftung zu sehen sein werden, hat sich Bernard Arnault an den Architekten Frank Gehry gewandt, der u.a. auch das Guggenheim-Museum in Bilbao und die Walt Disney Concert Hall in Las Vegas gestaltete.

Schon als Modell aus Holz und gefaltetem Papier schien das Projekt mit seinen phantasievollen Volumina, den kühnen Auskragungen, Überlagerungen und Kombinationen von Werkstoffen die Regeln und Gepflogenheiten der Baukunst herauszufordern.

Bei Frank Gehry bilden keine präzisen Pläne die Grundlage, sondern einfache Bleistiftskizzen und Modelle; das „Werk“ wird erst im Wechselspiel zwischen dem Schöpfer und seinem Ingenieurbüro Schritt für Schritt präziser, bis es schließlich in Form eines maßstabsgerechten Modells und eines 3D-Entwurfs konkrete Gestalt annimmt.

Bautechnisch gesehen zeichnete sich dieses Vorhaben durch das Fehlen eines dominierenden Gewerks aus – normalerweise ist dies der Betonrohbau, an den die übrigen Gewerke gewissermaßen anknüpfen. Hier dagegen waren die drei wichtigsten Gewerke – Tiefbau, Bauhülle (jeweils mit den Komponenten Metallkonstruktion und Betonbau, „Eisberge“ und Verglasungen) und Glasdächer strukturell und baulich völlig miteinander verwoben.

Die Planung der Statik und der Bauhülle erforderte insgesamt 1,5 Millionen Arbeitsstunden. Nach Einrichtung des „Stabs Geometriesynthese“ erfolgte als erster Schritt und Voraussetzung für die Realisierbarkeit des Gebäudes die Korrektur der zunächst extrem komplexen Referenzflächen. Diese „Rationalisierungsphase“, die sechs Monate dauerte, ermöglichte anschließend die Herstellung der 3.600 gewölbten Glasdach-Elemente, der 19.000 Betonpaneele für die Fassaden und der tragenden Strukturen. Das Tragwerk für die Verkleidungsplatten aus Ultra-Hochleistungs-Faserbeton beispielsweise wurde vollständig überarbeitet, um den vom Architekten gewünschten komplexen Flächen gerecht zu werden.

Zur Vereinfachung des Dialogs mit der Projektleitung übernahm das Unternehmen das 3D-Designtool des Ingenieurbüros von Frank Gehry, Digital Project – eine echte Premiere, auf die eine weitere Premiere folgte: die Einführung des sogenannten Building Information Modeling (BIM) sollte es den an der Statikberechnung beteiligten fünf Planungsbüros (aus vier verschiedenen Ländern) und später auch allen Lieferanten und den (insgesamt 80) Subunternehmern ermöglichen, auf die Daten zuzugreifen und Daten auszutauschen.

Für die Organisation der Bauarbeiten, die Personaleinsatzplanung, die Betriebsmittelplanung (Werk- und Hebezeuge) usw. führte das Unternehmen in Anlehnung an die Industrie das auf der Lean-Philosophie basierende Last Planner System (LPS) ein: bei dieser Methode werden alle Prozessbeteiligten – insbesondere für die detaillierte Planung der Abfolge im allgemeinen Kontext der Baustelle – in eine Ablaufsequenz integriert. Denn jeder Arbeitsablauf in einer der 22 vordefinierten Zonen des Gebäudes musste der Gesamtlogik für die Montage der verschiedenen Elemente gerecht werden. Ab Mai 2012 war hierfür achtzehn Monate lang die in mehreren Phasen ausgeführte Montage der Glasdachkomponenten dominierend, wobei die Aufnahmefähigkeit der Strukturen gegenüber vorübergehenden Beanspruchungen zu berücksichtigen war.

Damit die von den Planungsbüros verwendeten unterschiedlichen Tools und Systeme miteinander kommunizieren und Daten austauschen konnten, war noch eine dritte Innovation erforderlich: die sogenannte „kollaborative Statikplattform“, eine Eigenentwicklung der Statik-Abteilung von VINCI Construction Grands Projets, die beim VINCI-Innovationspreis 2013 in der Kategorie „Management“ prämiert wurde.

Das Projekt der Fondation Louis Vuitton ist auch ökologisch vorbildlich und wurde als Pilotprojekt für die Ausarbeitung neuer HQE®-Umweltstandards für kulturelle Gebäude ausgewählt.

Entdecken Sie die Stufen des Gebäudes des Louis Vuitton Stiftung mit dem Video (Französisch)